Sich neu sortieren: Wenn die alte Selbstdefinition nicht mehr trägt

Wenn das eigene Leben aus dem Takt gerät

Es gibt Zeiten, in denen das eigene Leben ins Fragen gerät. Was früher selbstverständlich war – beruflich, familiär, persönlich – fühlt sich plötzlich nicht mehr stimmig an. Die Frage „Wer bin ich – und was passt (noch) zu mir?“ taucht nicht selten auf, wenn äußere Veränderungen das Innere mitbewegen: Trennungen, neue Lebensphasen, der Eintritt in die Elternrolle, Verlust eines nahestehenden Menschen oder einfach das Gefühl, innerlich nicht mehr mitzukommen.

Mehr als eine Quarterlife- oder Midlife-Crisis

Solche Phasen werden im Alltag oft bagatellisiert – schnell ist von einer Quarterlife- oder Midlife-Crisis die Rede oder davon, dass „man halt mal unzufrieden ist“. Doch wer beginnt, das eigene Leben wirklich zu hinterfragen, stellt nicht einfach Entscheidungen in Frage – sondern oft das Fundament des bisherigen Selbstverständnisses. Das ist keine Laune, sondern ein tiefgreifender innerer Prozess.

Wenn Selbstbilder brüchig werden

Diese Entwicklungen betreffen nicht nur einzelne Lebensbereiche. Sie reichen bis in unsere Beziehungen, unsere Rollen, unsere Werte. Wer bisher als „verlässlich“, „angepasst“ oder „zielstrebig“ galt, beginnt vielleicht, Dinge nicht mehr zu wollen, die einmal sinnvoll erschienen. Wer lange in einer bestimmten Rolle funktioniert hat, merkt plötzlich, dass diese nicht mehr zur inneren Haltung passt. Auch Fragen zur sexuellen Orientierung oder zum eigenen Geschlecht können aufkommen – oder zum ersten Mal bewusst Raum bekommen.

Verunsicherung, Rückzug, Zweifel – das innere Erleben

Diese inneren Umbrüche können mit Verunsicherung, Rückzug, Überforderung oder Scham verbunden sein. Manchmal ist da das Gefühl, sich selbst nicht mehr zu erkennen – oder nicht mehr zu wissen, was man eigentlich braucht, will oder darf. Weil im Außen oft alles „funktioniert“, bleibt das Ringen im Inneren lange unsichtbar – für andere, manchmal auch für einen selbst. Gleichzeitig wirkt es auf Beziehungen zurück: Wer sich selbst infrage stellt, wird auch für andere weniger berechenbar.

Identität als lebendiger Prozess

Was dabei oft übersehen wird: Identität ist kein fester Zustand, sondern ein lebendiger, sich entwickelnder Prozess. Sich neu zu sortieren ist kein Zeichen von Krise, sondern von Reifung. Es bedeutet, alte Bilder loszulassen – und Platz zu machen für ein Selbstverständnis, das dem Leben von heute besser entspricht.

Diese Entwicklung betrifft nicht nur das eigene Innere – sie wirkt auch in das soziale Umfeld hinein, das oft irritiert oder verunsichert reagiert. Denn wer sich selbst verändert, rüttelt manchmal auch an gemeinsamen stillen Übereinkünften.

Wieder in Kontakt mit sich selbst kommen

Solche Prozesse brauchen Zeit, Schutz – und manchmal auch jemanden, der den Weg ein Stück mitgeht. In einer begleiteten Selbstklärung geht es nicht darum, sofort die „richtigen“ Entscheidungen zu treffen. Es geht darum, besser zu verstehen, was im Inneren eigentlich los ist: Welche Anteile stehen sich gerade im Weg? Was will ich wirklich – und was tue ich, weil es von mir erwartet wird?

Selbstklärung heißt: Gedanken sortieren, Gefühle ernst nehmen, Widersprüche aushalten. Oft ist es schon hilfreich, das, was bisher diffus oder widersprüchlich war, überhaupt einmal auszusprechen. Das schafft Orientierung – nicht durch schnelle Lösungen, sondern durch ein besseres Verständnis der eigenen Situation.

Einladung zum Gespräch

Wer sich in einer solchen Phase befindet und das Bedürfnis hat, sich selbst besser zu verstehen oder neu auszurichten: Ein kostenfreies Erstgespräch kann helfen, herauszufinden, ob eine gemeinsame Begleitung sinnvoll ist.

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